Eines Abends bin ich Jesus begegnet – aber ich habe ihn nicht erkannt. Es war spät geworden, meine Frau und ich hatten Besuch gehabt und unsere Gäste waren eben nach Hause gegangen. Wir wollten gerade zu Bett gehen, als es an unserer Haustür klingelte. Wir sahen uns an:
,,Wer kann das sein, so spät?”
Ich ging zur Tür und dann sah ich ihn. Er lächelte mir durch das Türfenster zu – Jesus, meine ich… aber ich habe ihn nicht erkannt.
,,Guten Abend”, sagte er, ,,ich habe eine Frage. Hätten Sie vielleicht ein Bett für mich über Nacht? Ich habe den letzten Zug verpasst.”
,,Wie bitte? Wissen Sie wie spät es ist? Es tut mir Leid, aber ich habe kein Bett für Sie – es geht nicht.”
,,Könnte ich denn nicht auf dem Boden schlafen?… Guck’ mal…”, er öffnete seine Plastiktüte, ,,ich habe sogar einen Karton Milch mit. Ich brauche nicht mal was zu essen.”
Was sollte ich tun? Ich kann doch nicht einfach einen Fremden in mein Haus hereinlassen. Jemanden, den ich überhaupt nicht kenne. Wenn ich gewüsst hätte, dass es Jesus war, dann wäre es kein Problem gewesen. Ich hätte mich sogar gefreut, ihn als Gast bei uns zu haben – aber ich habe ihn nicht erkannt.
,,Wie kann ich diesen Mann bloß loswerden?”, fragte ich mich im Stillen.
,,Seien Sie mir nicht böse”, sagte Jesus, ,,es war ja nur eine Frage.”
Da kam mir eine Idee: ,,Kommen Sie, ich fahre Sie nach Hause.”
Unterwegs bedankte Jesus sich bei mir. Er meinte, dass mein Auto ihm gefiele und fragte mich, ob ich das Formel-1-Rennen heute gesehen hätte. Ich muss vorsichtig sein, dachte ich mir, ich will nicht zu freundlich sein. Ja, ich wollte diesem Fremden helfen, aber ich wollte ihn auch los werden, sonst würde er jede Woche bei mir klingen. Ich bin schließlich kein Taxiservice. Das hier ist eine Ausnahme. Das muss er verstehen. Als wir vor seinem Haus ankommen, wendet sich Jesus mir zu:
,,Sie sind ein guter Mensch”, sagt er und bedankte sich noch einmal. ,,Eine schöne Woche wünsche ich Ihnen”, sagt er beim Aussteigen.
,,Danke, gleichfalls”, antworte ich, als sich seine Tür schließt.
Auf der Heimfahrt roch es in meinem Auto nicht nur nach Alkohol und ungewaschenen Kleidern, es stank. ,,Mein Gott!”, dachte ich – aber ich habe ihn nicht erkannt.
Jesus Christus sagte:
,,Was ihr getan habt einem von diesen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan…
Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan.”
(Matt. 25,40-45)
Blessings,
Barry