Ich bin Brillenträger. Bin auch Sünder. Nicht weil ich Brillenträger bin, obwohl Brille tragen auch etwas mit Sünde zu tun hat. Lasst mich erklären.
In der Bibel, genauer gesagt im Neuen Testament – das auf griechisch geschrieben wurde – ist das Wort für Sünde: ‘hamartia‘ (ἁμαρτία). Hamartia bedeutet buchstäblich ‘Verfehlen’, oder ’nicht treffen’. Dieses Wort wurde verwendet, wenn jemand, zum Beispiel, das Ziel beim Bogenschießen nicht getroffen hat. Er hat ‘verfehlt’. Er hat das Ziel nicht getroffen. Er hat einen ‘Fehler’ gemacht.
Für mich ist die ursprüngliche Bedeutung von hamartia ein interessantes und hilfreiches Bild von Sünde: das Verfehlen, zu kurz kommen, am Ziel vorbei schießen, nicht treffen. Und genau das tritt ein, wenn wir über Brillenträger reden. Die ‘Sünde’ ist der Grund, warum sie Brille tragen müssen. Sünde im Sinne von Verfehlen bzw. nicht treffen. Damit ein Objekt scharf in Fokus bleibt, muss das reflektierte Licht vom Objekt genau auf die Netzhaut des Auges fallen. Wenn diese Lichtstrahlen das Ziel verfehlen (hamartia), sieht das Bild unscharf aus. Nichts ist in Fokus. Alles ist schwer zu erkennen. Und wenn ich nicht richtig sehen kann, mache ich Fehler!
In der Bibel beschreibt der Apostel Paulus deswegen die Sünde als eine Art Blindheit. Hier ein Abschnitt aus dem 9. Kapitel meines Buches dazu: “Ich glaube der Apostel Paulus beschreibt in der Bibel sehr gut, dass wir die Dinge in dieser Welt nicht ganz klar erkennen können. Paulus sagt, es sei, als würden wir durch eine Milchglasscheibe schauen, so dass wir nicht richtig scharf sehen. Vielleicht ist es wie die geistliche Version des Treibhauseffekts bei dem unsere Welt in einer solchen Unordnung ist, dass die Fenster zu beschlagen sind, um hinaussehen zu können – um Gott sehen zu können und das, was im Leben wirklich zählt.”
In diesem Sinne sind wir alle ‘Brillenträger’. Keiner von uns ist perfekt. Unsere (geistliche) Blindheit verhindert zum Beispiel, dass wir unsere Nächsten sehen. Und dass wir meistens nur die sehen, die ticken, wie wir. Die anderen aber sind zu oft für uns unsichtbar. Unsere hamartia führt dazu, dass wir oft nur das sehen, was wir sehen wollen. Zum Beispiel die Schwächen der Anderen sehen – so etwas können wir mit links. Aber unsere eigenen Fehler zu sehen….das ist etwas völlig anders.
Wenn du mich fragst…wir brauchen alle eine Brille – eine geistliche Sehhilfe. Es gibt auch genügend Modelle da draußen. Darf ich dir einige empfehlen, die ich persönlich für hilfreich gefunden habe? Gebet – mit Gott reden und auf Ihn hören. Es ist erstaunlich wie oft Dinge für mich danach klar werden. Noch etwas – Predigt hören bzw. Bibel lesen. Dadurch bekomme ich ein besseres Bild von Gott, von meinen Mitmenschen und von mir selber und meinem Platz auf dieser Erde. Diese ‘Brillen’ haben mir immer wieder geholfen, einen neuen Fokus zu bekommen. Sie prägen mein Leben und schenken mir Orientierung, Hoffnung und oftmals eine klarere Sicht der Welt.
Ich bin Sünder. Ich bin Brillenträger. Du auch? Welche ‘Brille’ hilft dir?